Alarmierender Bodenverbrauch
In Österreich werden im Durchschnitt 20 Hektar Acker- und Grünland pro Tag zugebaut. Das entspricht der bewirtschafteten Fläche eines durchschnittlichen Bauernhofs. Experten fordern daher eine Änderung der Raumordnungsgesetze und mehr Kooperationen zwischen Gemeinden bei Bauprojekten.
Dabei handle es sich nahezu ausschließlich um besonders hochwertige landwirtschaftliche Böden in Gunstlagen, die der Versiegelung zum Opfer fallen, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski, am Donnerstag zum Thema Bodenverbrauch in Österreich.
Bereits 15 Prozent „verbraucht"
Im EU-Vergleich ist die jährliche Flächeninanspruchnahme in Österreich überdurchschnittlich hoch. Laut Landwirtschaftskammer ging in Österreich das Ackerland in den vergangenen 50 Jahren um 300.000 Hektar zurück und das Grünland um 570.000 Hektar. Jährlich entspreche das etwa der Größe der Stadt Salzburg. Gleichzeitig wachse aber der Bestand an brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen, der rund ein Drittel des jährlichen Flächenbedarfs abdecken könnte.
Nur ein Drittel der Gesamtfläche Österreichs ist für die Verbauung geeignet
Nur rund ein Drittel der Gesamtfläche des Gebirgslands Österreich eignet sich als Dauersiedlungsraum. Davon sind bundesweit bereits 15 Prozent „verbraucht". „Heute werden täglich rund elf Hektar landwirtschaftlicher Fläche für Verkehr, Industrie, Wirtschafts- und Wohnraum verwendet und auf Dauer einer anderen Verwendung zugeführt. Rechnet man Freizeit- und Bergbauflächen mit ein, sind dies über 20 Hektar pro Tag", so Wlodkowski.
Negative Auswirkungen
Die zunehmende Verbauung hat negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Äcker und Wiesen erfüllen zahlreiche Funktionen wie die Regulierung des Naturhaushalts, sie sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen und bieten zahlreiche Schutzwirkungen wie Wasserrückhalt und -speicherung. Sie dienen dem Erhalt der Biodiversität und der Kohlenstoffspeicherung und sind nicht zuletzt Lebens- und Erholungsraum für den Menschen.
„Zuerst immer schauen"
Mit jeder Versiegelung des CO2-Speichers Boden werde der Klimawandel, das heißt die Erderwärmung, beschleunigt, und die Gefahr für mehr Unwetter steige. Aus diesem Grund sei eine Verlangsamung des Bodenverbrauchs „dringend notwendig", sagte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.
Gerlind Weber vom Institut für Raumplanung an der Universität für Bodenkultur in Wien plädierte im Ö1-Mittagsjournal dafür, dass Länder und Gemeinden ihre Raumordnungsgesetze ändern. Man müsse platzsparender bauen und bestehende Flächen effizienter nutzen, anstatt immer neue Grünflächen zu bebauen. „Zuerst immer schauen, was ist im Bestand, und dann erst auf die grüne Wiese gehen für Siedlungserweiterung. Derzeit ist es umgekehrt", sagte Weber.
Belastung für Gemeindebudgets
Leider würden politische Motive ein effizienteres Bauen oft verhindern, Gemeinden würden sich oft mit neuen Bauprojekten profilieren, so Weber. „Umso größer der Wettbewerb unter den Gemeinden ist, umso nachgiebiger sind sie dann in Hinblick auf die Offerierung von entsprechenden Grundstücken, die aber absolut nicht dem Gesetz des Bodensparens gerecht werden."
„Aktive Flächenpolitik ist aber nicht nur aus ökologischen Gründen von Bedeutung", unterstrich der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf. Die wachsende Zersiedelung in den Gemeinden führe zu stark wachsenden Kosten. Kompakte Siedlungsstrukturen seien im Gegensatz dazu für das Gemeindebudget eine große Entlastung.
Berlakovich für Kooperationen
Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) glaubt nicht, dass es an der Gemeindepolitik scheitert. Es gebe das Bewusstsein, dass der Bodenverbrauch eingedämmt werden muss, sagte der Minister. Raumordnungsgesetze würden bereits entsprechend geändert: „Da gibt's einige positive Beispiele in allen Bundesländern, wie man schonende Raumplanung hat, die Ressourcenverbrauch reduziert, Energieverbrauch reduziert."
Berlakovich forderte bei Bauprojekten künftig noch mehr Kooperation zwischen den Gemeinden, um Grünland zu schonen: „Dass man hier Boden gemeinsam bewirtschaftet, effizient nutzt, eben im Sinne von Wohnbau für die Menschen, aber auch Wirtschaftszonen zu schaffen." Solche Kooperationen hielt auch Boku-Expertin Weber für sinnvoll.
Links:
Landwirtschaftskammer www.agrarnet.info
Österreichische Hagelversicherung www.hagel.at
Universität für Bodenkultur www.boku.ac.at
Umweltministerium www.lebensministerium.at
Ökosoziales Forum - Ökosoziale Agrarpolitik im Gespräch www.oekosozial.at
Publiziert am 13.12.2012
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